Tipps zum Umgang für Angehörige mit depressiven Menschen

In der Zeit vor Weihnachten werde ich immer wieder von meinen KlientInnen gefragt, ob ich nicht ein paar Tipps hätte, wie sie denn mit ihren  depressiven Angehörigen besser umgehen könnten: Ich habe Ihnen hier ein paar allgemeine Tipps zusammengeschrieben:

  1. INFORMIEREN Sie sich ausführlich über die Symptome und die Ausprägungsformen einer depressiven Erkrankung, denn nur so können Sie die Krankheit besser verstehen und mit dieser Belastung besser umgehen. Antriebs-, Lust- und Energielosigkeit wird oft als „Sich-gehen-Lassen“ missverstanden. Sozialer Rückzug, Interesselosigkeit oder Freudlosigkeit wird oft falsch, nämlich als Ablehnung interpretiert und das Unterlassen von Alltagsaufgaben als Bequemlichkeit gesehen.
  2. Nehmen Sie die ERKRANKUNG ERNST und NEHMEN Sie die Person ernst, die von dieser Erkrankung betroffen ist. Unterlassen Sie Aussagen wie „Reiß dich doch mal zusammen!“ oder „Lass dich nicht so gehen!“ oder „Du musst ja nur …!“
  3. DA SEIN! Seien Sie für die Person einfach nur da, auch wenn Sie nicht nachvollziehen können, was da jetzt genau in ihr vorgeht. Helfen und unterstützen Sie wenn Sie danach gefragt werden oder schicken Sie einfach mal eine liebe Nachricht, so dass die Person weiß, dass Sie an sie denken. Machen Sie sich klar, Sie sind nicht der Therapeut des depressiven Angehörigen. Sie können eine Stütze sein, indem dass Sie präsent sind.
  4. UNTERLASSEN Sie das „UNBEDINGT helfen wollen“ vor allem dann, wenn das Gefühl der Hilflosigkeit, der Verzweiflung bei Ihnen aufkommt. Machen Sie auf keinen Fall die depressive Erkrankung ihres Angehörigen, ihrer Angehörigen für Ihren „emotionalen oder psychischen Zustand“ verantwortlich. Wenn es Ihnen gerade schlecht geht, dann hat das etwas mit Ihnen zu tun.
  5. Machen Sie KEINE VORWÜRFE – diese erzeugen Schuldgefühle. Zeigen Sie Verständnis und Mitgefühl.
  6. Als Angehöriger eines depressiven Familienmitgliedes sind Sie derzeit mehr belastet. Sie haben Gefühle die sehr unterschiedlich sein können und von Hilflosigkeit, Überforderung bis hin zu Wut und Ärger über die Situation schwanken und wechseln können. Das ist völlig in Ordnung. GEFÜHLSMIX ist ganz normal.
  7. Lassen Sie die VERANTWORTUNG für das Handeln BEIM DEPRESSIVEN und übernehmen Sie keinesfalls die Verantwortung für das Handeln oder auch NICHT-Handeln ihres „leicht“ depressiven Angehörigen. Es ist keine Hilfe, einen Depressiven der sich eh schon hilflos fühlt, Entscheidungen abzunehmen, da dieser sich dadurch nur noch hilfloser und kleiner fühlt. Eine Ausnahme gibt es bei Menschen, die unter schweren Depressionen leiden. Diese sind nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Da müssen Sie als Angehöriger die Verantwortung übernehmen und einen Arzttermin (Psychiater), Psychotherapeutentermin oder auch einen stationären Aufenthalt organisieren.
  8. Zeigt eine depressive Person EIGENINITIATIVE in dem diese sich meldet, anruft, nach Spaziergängen fragt, sportliche oder kulturelle Aktivitäten andenkt, dann unterstützen Sie dabei und LOBEN Sie dafür. Das motiviert.
  9. Wenn Sie zu Handlungen motivieren oder Vorschläge machen, erwarten Sie nicht dass diese befolgt werden.
  10. GUT FÜR SICH SELBST SORGEN. Sorgen Sie gut für sich selbst, in dem Sie ihre eigenen Grenzen beachten, ihre Wünsche und Ziele weiterhin verfolgen. Sorgen Sie für Erholung damit Sie „nicht selbst ausbrennen!“ Geben Sie sich Auszeiten, gehen Sie ihren Hobbys nach und treffen Sie sich mit Freunden und vor allem sprechen Sie über ihre Situation und wie es Ihnen geht. Wenn nötig, holen Sie sich selbst professionelle Unterstützung bei einem Therapeuten.
  11. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch, sich einer SELBSTHILFEGRUPPE anzuschließen.
  12. Umgeben Sie sich unbedingt mit „GESUNDEN MENSCHEN“, denn sonst kann es passieren, dass Sie in die depressive Spirale mitreingezogen werden und es Ihnen gleich geht wie ihren depressiven Angehörigen. Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen als Angehörigen gut geht.

In diesem Sinne alles Gute und viel Licht und Liebe,
Nicole Trummer

0676 370 69 00
praxis@nicole-trummer.at